
Leseprobe Beyond Beliefs
Frances betrat den Raum mit einem freundlichen: „Guten Morgen, Chef. Kaffee schwarz, kein Zucker und ein Spinat-Gerstengras-Smoothie.“ Frances war eine attraktive Frau in ihren Dreißigern, mit braunen, schulterlangen Haaren, einem roten Stich und einigen Sommersprossen um ihre Nase, was ihr ein mädchenhaftes Aussehen verlieh. Sie arbeitete seit zwei Jahren als Roberts Assistentin, und er schätzte sie von ganzem Herzen.
Sie hielt ihm einen weißen Keramikbecher und ein großes Glas mit leuchtend grüner Flüssigkeit entgegen.
„Spinat-Gras … was?“, erwiderte Robert leicht angewidert und betrachtete den Smoothie. „Das meinen Sie nicht ernst, Frau Anderson. Nicht um diese Uhrzeit!“
„Ein guter Morgen oder ein Dankeschön, liebe Frances, hätte mir völlig gereicht. Lieb von Dir, Frances, dass Du auf meine Gesundheit achtest. Danke, Frances, für eigentlich alles“, grinste sie ihren Chef an.
Robert musste das erste Mal seit Langem schmunzeln. „Danke, Frances, weltbeste Assistentin.“ „Na geht doch“, lächelnd übergab sie die Becher an Robert. Er stellte den Kaffee rechts neben die Tastatur seines Computers. Dann roch er vorsichtig an dem giftgrünen Smoothie. „Keine Angst, der beißt nicht!“ feixte Frances. Robert führte das Glas ganz langsam an seine Lippen, kippte es vorsichtig so weit, dass seine Lippen gerade mal benässt wurden. „Mmmmh, lecker!“, sagte Robert und nahm einen großen Schluck. „Siehst Du, gelegentlich mal was Neues ausprobieren und alte Glaubensmuster über Bord werfen“, kommentierte Frances den mutigen Schluck ihres Bosses. „Wow, wie man sich täuschen kann. Grün ist halt irgendwie grün, der schmeckt aber, na ja, nach was schmeckt der eigentlich? Banane ist da auf alle Fälle drin und Zitrone. Der Name lässt ja wohl auch auf Spinat schließen, aber was ist Gerstengras?“
„Du kennst Hordeum vulgare nicht? Wo warst Du denn die letzten Jahre? Schon mal was von Superfood gehört? Nein, Spaß beiseite. Gekauft habe ich das Getränk, da mir die Farbe für Dich gefallen hat.“ Robert blieb der Mund offen stehen. „Nicht Dein Ernst, Du hättest mich vergiften können.“ „Ach was“, winkte Frances ab, „zum einen hält sich der Laden schon seit ich hier angefangen habe und zum anderen habe ich das Zeug gegoogelt. Das Gerstengraspulver ist ein Nährstoffwunder, dazu noch Mineralien, Vitamine und noch mehr.“
„Na gut, dann bin ich ja jetzt fit für den Tag. Was steht an?“ Robert nahm noch einen Schluck von seinem grünen Smoothie, öffnete sein MacBook und klickte auf den Terminkalender. Bevor er sich noch einen Überblick verschaffen konnte, erzählte ihm Frances alles der Reihe nach – ohne auch nur einen Blick in ihre Unterlagen zu werfen. Namen, Zeiten und Details. Sie war einfach unglaublich und wenn man ganz ehrlich war, überqualifiziert.
„Halt, halt, halt, Superbrain. Nicht alle Menschen haben Deine Auffassungsgabe. Zwei Fragen?“, Robert hielt Frances zwei Finger hin und schaute sie mit einem Fragezeichen auf der Stirn an. „Ok, schieß los“, war ihre knappe Antwort. „Danke. Erstens, was ist mit den Chinesen? Haben wir einen Dolmetscher? Zweitens, was ist das für ein großer Block von 14 bis 20 Uhr?“ Frances hielt ihm nun drei Finger hin. „Das waren ja wohl drei Fragen, die ich Dir natürlich alle beantworten kann.
Erstens, Du triffst Dich mit der chinesischen Delegation um 12 Uhr zum Lunch. Zweitens, unser Dolmetscher ist krank, aber ich arbeite an einer Lösung. Zu Deiner letzten Frage. In dem Zeitfenster kommt ein gewisser Elmar De Bough, seines Zeichens Seins Potenzial Coach und Chakra Therapeut.“ „Seins Potenzial? Was ist denn das schon wieder?“ Robert legte seine Stirn in Falten und blickte Frances an. „Chef, das hatten wir doch heute schon. Denk an Deinen Smoothie. Du musst hier und da etwas Neues ausprobieren.“ Frances kniff in Zeitlupe das linke Auge zu und gab in einen Thumbs up! „Bist Du bei dem Essen dabei?“ Robert wechselte das Thema. „Wenn Eure Hoheit es wünschen“, erwiderte sie. „Ich wünsche es“, sprach King Robert mit einer wohlwollenden Geste seines Arms. „Euer Wunsch sei mein Befehl“, lachte Frances und verbeugte sich. „Ach ja, Meeting mit Paul um 10, nicht vergessen.“

